Thonemann-Linie in Rimbeck
Die direkte Linie Thonemann in Rimbeck
Nach Warburg und Scherfede fand die direkte Linie Thonemann Dülmen – Cloppenburg in Rimbeck ihre Fortsetzung, während andere Thonemann-Linien in Scherfede weitergingen. Christoph Thonemann zog in der Zeit zwischen 1784 und 1790 von Scherfede nach Rimbeck.
Joes Christoph Thonemann war der Sohn von Johann Heinrich Thonemann aus Scherfede, der am 01.11.1719 in Scherfede geboren wurde und am 28.08.1762 erst 43-jährig in Scherfede starb.
Er war mit Anna Maria Wiemers verheiratet – Heiratsdatum 08.02.1750 in Scherfede – , die 1716 geboren wurde und 83-jähirg am 13.01.1800 in Scherfede starb. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: 1. Anna Maria Christina, geboren am 18.04.1751 in Scherfede; 2. Joes Heinrich, geboren am 18.04.1753, der sich am 06.05.1787 mit Eva Margareta Engemann aus Rimbeck, geboren am 09.01.1765, gestorben am 01.01.1842, verheiratete und am 25.03.1814 in Scherfede starb. Eva Margareta heiratete zum zweiten Male Philipp Feuth (Fuest), der sieben Jahre nach dem Tode seiner Frau 1849 starb.
Als drittes Kind wurde Joes Christoph Thonemann am 04.02.1756 in Scherfede geboren. Er heiratete mit 28 Jahren Eva Maria Kohaupt aus Scherfede – Heiratsdatum 09.07.1784 in Scherfede, die 23 Jahre alt war (geboren 1761). Aus dieser Ehe entstammen fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter: 1. Mathias, geboren am 14.08.1785; 2. Johann Heinrich, geboren am 07.01.1787 und im selben Jahr gestorben; 3. Johann Bernhard Heinrich, geboren am 09.06.1788; 4. Johann Heinrich, geboren am 14.02.1790; 5. Anna Maria Elisabeth, geboren am 17.02.1793, auch im selben Jahr gestorben. Die Mutter Eva-Maria starb nach nur 9-jähriger Ehe – erst 32 Jahre alt – am 18.03.1793, 4 Wochen nach der Geburt des fünften Kindes, das auch bald nach der Geburt starb.
Christoph heiratete erneut – verständlich, denn die fünf Kinder waren noch klein – und zwar 1793 (noch im Sterbejahr der ersten Frau) Eva Magareta Günther aus Rimbeck, geboren 1761, gestorben am 28.10.1837. Aus dieser zweiten Ehe gingen zwei Söhne hervor: Franziskus Anton, geboren am 24.07.1794, gestorben 1794; Johann Franziskus Josef Anton, geboren am 20.06.1801. Christoph starb – fast 82-jährig – am 25.01.1838 in Rimbeck. In der Zeit um 1784 – Heirat in Scherfede – und 1790 – Geburt des Sohnes Johann Heinrich in Rimbeck – zog Christoph nach Rimbeck. Christoph war nicht der älteste Sohn und damit nicht Erbe des väterlichen Hofes in Scherfede. Daher versuchte er sein Glück in Rimbeck.
Johann Heinrich Thonemann, wurde am 14.02.1790 als 4. Kind des Christoph Thonemann in Rimbeck geboren. Als 27-jähriger heiratete er die in Rimbeck geborene Anna Maria Blömeken, geboren am 05.12.1796, 21 Jahre alt, am 19.08.1817 in der Pfarrkirche in Scherfede. Der Ort Rimbeck gehörte damals kirchlich zur Pfarrgemeinde Scherfede. Der Vater von Anna Maria hieß Philipp Blömeken in Rimbeck, der mit Catharina Jesper aus Rimbeck verheiratet war. Sechs Kinder stammten aus der Ehe von Johann Heinrich und Anna Maria: 1. Johann Heinrich, geboren am 03.07.1819 in Rimbeck; 2. Maria Theresia, geboren am 30.06.1821, gestorben mit 7 Jahren im Jahre 1828; 3. Maria Gertrud, geboren am 03.10.1823; 4. Catharina Elisabeth, geboren am 06.03.1826; 5. Maria Theresia, geboren am 15.03.1828; 6. Maria Anna, geboren am 19.12.1831. Johann Heinrich starb im 58. Lebensjahr am 16.04.1847; seine Frau war schon vor ihrem Mann im Alter von 46 Jahren, viereinhalb Jahre früher gestorben (25.11.1842).
Sehenswertes Relief mit Gottesmutter und dem Heiligen Bernhard – aus der früheren Klosterkirche in Hardehausen – 1803 abgebrochen.
Johann Heinrich Thonemann, geboren am 03.07.1819, katholisch getauft am 05.07.1819, Geburtsort Rimbeck, war der älteste Sohn von Johann Heinrich Thonemann und Anna Maria Blömeken in Rimbeck.
Seine Hochzeit im 26. Lebensjahr war am 17.02.1844 in der zuständigen Pfarrkirche zu Scherfede – der Vater hat sie noch erlebt, die Mutter war schon gut zwei Jahre tot – mit Elisabeth Prott aus Rimbeck, die am 28.03.1809 in Rimbeck geboren wurde und damit 10 Jahre älter war als ihr Mann. Die Eltern der Frau hießen Johann Prott und Anna Christina Blömeken (verwandt oder sogar Schwester der Anna Maria Blömeken?). Heinrich Thonemann starb sehr früh, er wurde nur 39 Jahre alt, Sterbedatum ist 24.11.1858 in Rimbeck.
Johann Prott wurde am 15.10.1780 geboren, katholisch getauft, als Sohn des Joseph Prott und der Christina Tönen (verwandt?) in Rimbeck.
Anna Christina Blömeken wurde am 09.03.1781 geboren als Tochter des Mathias Blömeken und Engeltraud Mellwich; die Ehe der beiden wurde am 21.11.1806 in der Pfarrkirche zu Scherfede geschlossen.
Elisabeth Thonemann, geborene Prott, starb am 13.11.1891 in Rimbeck im 82. Lebensjahr. Die Frau überlebte ihren Mann um 33 Jahre. Das Ehepaar war erst 13 Jahre verheiratet und hatte sechs Kinder, als der Mann starb. Die Frau Elisabeth wird vermutlich in der Versorgung der Kinder und durch den Niedergang des großen Hofes in Rimbeck kein leichtes Los gehabt haben in den 33 Jahren des Überlebens.
Sechs Kinder stammten aus dieser Ehe:
1. Xaver geboren am 18.07.1844, gestorben 1844
2. Anna geboren am 31.07.1845
3. Bernhard geboren am 19.02.1847, gestorben 04.04.1926 in Dülmen
4. Bernhardine geboren am 08.03.1849
5. Theresia geboren am 08.03.1851, gestorben 1852
6. Theresia geboren am 08.04.1854
Ein Blick auf die Jahreszahlen zeigt, dass zwei Kinder schon im Kleinkindesalter gestorben sind. Beim Tod des Vaters war das älteste Kind erst 13 Jahre alt.
Heinrich erbte nach dem frühen Tode des Vaters im Jahre 1847 den Resthof, denn von dem großen und schönen landwirtschaftlichen Betrieb hatte schon vom Vater in den Jahren 1844 und 1845 rund die Hälfte verkauft werden müssen. Ein trauriges Erbe, das Heinrich antrat und in wenigen Jahren zu vielen weiteren Verkäufen und zur Hofaufgabe führte.
Alabasterrelief mit Joachim und Anna – altes Kunstwerk aus der 1803 abgebrochenen Klosterkirche in Hardehausen.
Die Katasterunterlagen vom Katasteramt des Landkreises Höxter geben ein deutliches Bild von dem allmählichen Niedergang des Hofes Thonemann in Rimbeck. Die Urvermessung für das gesamte Kataster im Raum Warburg wurde von 1831 bis 1834 durchgeführt. Zuständig war damals das Katasteramt in Warburg. Die Katasterämter wurden in Nordrhein-Westfalen im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform im Jahre 1975 kommunalisiert und der Landkreis Warburg aufgelöst. Der Kreissitz wurde der Stadt Höxter für das vergrößerte Kreisgebiet zugesprochen; die Zuständigkeit des bisherigen staatlichen Katasteramts Warburg ging auf das in die Landeskreisverwaltung Höxter einbezogene Katasteramt Höxter über.
St. Elisabeth Pfarrkirche in Rimbeck. Alabasterrelief mit Joachim und Anna – altes Kunstwerk aus der 1803 abgebrochenen Klosterkirche in Hardehausen.
Die Mutterrolle von 1834 wies für Heinrich Thonemann, Rimbeck 71, einen Gesamtbesitz von 90 Morgen, 31 Ruthen und 30 Fuß auf. Die Umrechnung auf die heutigen Flächenmaße ergibt eine Fläche von 23 ha. Die insgesamt 87 Eigentumsgrundstücke waren über 6 Fluren in der Gemarkung Rimbeck verteilt, dabei von unterschiedlicher Größe und verschiedenen Kulturarten, vorwiegend Ackerflächen; die größte zusammenhängende Fläche von 5 Morgen und 119 Ruthen und 10 Fuß groß (1,5 ha) war eine Wiese der Güteklasse 2. Die Klassen für die Kulturarten Acker und Wiese galten von 1 bis 5, wobei die Klasse 1 der beste Boden (Boden bester Bonität) war und den höchsten Reinertrag nach sich zog.
Der Hof Thonemann in Rimbeck mit den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden lag fast mitten im Ort in der Gewanne „Die Twentenhöfe“ und bestand aus den Parzellen (Flurstücken) 248 und 249 mit einer Größe von umgerechnet 2600 qm. Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude hatte ein Ausmaß von 23 m x 13 m.
In den Jahren 1844 bis 1864 wurden laufend Grundstücke verkauft, besonders viele in den Jahren 1844 und 1845, nämlich 40 Flurstücke. Zu diesem Zeitpunkt lebte noch der Vater Johann Heinrich, der ja 1847 starb. Die Hofübergabe ist wahrscheinlich doch erst nach dem Tode des Vaters erfolgt. In den 10 Jahren von 1844 bis 1854 gelangten 71 Flurstücke zum Verkauf; damit war der größte Teil des landwirtschaftlichen Besitzes Thonemann an 23 verschiedene Erwerber abgegeben worden. 1854 wurde auch das Wohn- und Wirtschaftsgebäude nebst Hofraum und Garten verkauft, wobei der Erwerber der Nachbar Blömeke war. Man kam überein, dass das Wohnhaus auf den Namen Blömeke, August und Thonemann, Heinrich gemeinsam eingetragen wurde. Damit war der Familie Johann Heinrich mit den vier noch lebenden Kleinkindern eine Wohnmöglichkeit im bisherigen Haus gesichert. In der Folge, ab 1864, verblieb vom Gesamtbesitz nur noch ein Restbestand von 2 Flurstücken, davon ein kleines Gartenstück mit einer Fläche von ca. 1400 qm.
Welche Ursachen zu dem völligen Niedergang des Rimbecker Hofbesitzes geführt haben, kann heute nicht schlüssig beantwortet werden. Liegt überhaupt eine Schuld vor? Diese Frage ist ebenso wenig zu beantworten. In unserer Familie wird überliefert, dass zwei verwandte Offiziere zur starken Verschuldung beigetragen hätten. Aber folgender Gesichtspunkt, der die allgemeine landwirtschaftliche Existenzlage beschreibt, kommt noch hinzu: Die Landwirtschaft hatte in diesen Jahren einen schweren Stand; die gesamte Bauernschaft war stark verschuldet und wurde von gerissenen Händlern und Maklern immer abhängiger; der Mangel an Naturdünger, die Futternot der trockenen Jahre, das Hungerjahr 1847 wegen der jahrelangen Dürre, das Unwetter mit Hagelschlag im Jahre 1856 und schließlich die in diesen Jahren stattgefundenen vielen Überschwemmungen der Diemel oder die verschiedenen Hochwasserkatastrophen, diese „Schicksalsschläge“ konnten die Gesamtheit der Bauern schwer treffen, aber den ohnehin „kranken“ Landwirt – eben weil noch andere Gründe hinzukamen – bis zur Betriebsaufgabe vernichten.
Nach dem Tode ihres Mannes Heinrich 1858 war Elisabeth Thonemann mit den 4 Kindern im Alter von 13 Jahren (Anna), 11 Jahren (Bernhard), 9 Jahren (Bernardine) und vier Jahren (Theresia) – Xaver war schon 1844 und Theresia 1852 als Kleinkind gestorben – vermutlich auf die Unterstützung des Nachbarn und Verwandten Blömeke angewiesen. Wie lange die Mutter mit ihren vier Kindern in ihrem bisherigen Wohnhaus noch zusammenblieb, ist nicht erforscht. In der Familie wird überliefert, dass die älteste Schwester Anna und der nun nach Xavers Tod älteste Sohn Bernhard, der ja beim normalen Verlauf der Besitzerhaltung Hoferbe gewesen wäre, zu Verwandten geschickt wurden, wohl weil für die Mutter mit den vier Kindern unter den veränderten Umständen keine ausreichende Lebensgrundlage mehr vorhanden war.
Mit Bernhard setzte sich die Thonemann-Linie in Dülmen weiter fort.
So endete die Thonemann-Linie in Rimbeck mit einem absoluten Tiefstand und in kümmerlichen Verhältnissen. Welch ein Unterschied zu der Patrizierzeit und dem Reichtum in Warburg! Aber trotz des großen Niedergangs und der harten Schicksalsschläge blieb in der Familie der wache Geist, die Freude an der Arbeit, die Pflichterfüllung für Familie und Gesellschaft und ebenso das große Gottvertrauen und das starke Streben nach Verbesserung der jeweiligen Situation ungebrochen.
Im Raum Warburg, besonders in Scherfede, Ossendorf, Nörde und Rimbeck leben heute (1994) noch mehrere Namensträger Thonemann (Namen in gleicher Schreibweise). Die in den alten früheren Klosterdörfern lebenden Thonemanns sind wohl alle Abkömmlinge des Richters Johann Thonemann, der recht lange in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, auch währen des 30-jährigen Krieges, das Amt des Richters in Scherfede ausübte.
Im Raum Warburg, besonders in Scherfede, Ossendorf, Nörde und Rimbeck leben heute (1994) noch mehrere Namensträger Thonemann (Namen in gleicher Schreibweise). Die in den alten früheren Klosterdörfern lebenden Thonemanns sind wohl alle Abkömmlinge des Richters Johann Thonemann , der recht lange in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, auch währen des 30-jährigen Krieges, das Amt des Richters in Scherfede ausübte.
Das Haus des Richters stand früher am „Münkenhof“, das ist die alte Bezeichnung in der Urkarte des Katasters des Jahres der Urvermessung in diesem Gebiet, 1831; heute heißt diese Lage „Mönchshof“; das Haus stand an der Hauptstraße, an der Ecke zur Zufahrt zum „Mönchshof“. Die Namenseintragung im gleichaltrigen Vermessungsriß (der örtlichen Vermessungsaufnahme) lautet auf den Eigentümer „Johann Thonemann“. Der Bauer Johann Thonemann, der 1863 geboren wurde und 1943 starb, gleichfalls ein Abkömmling des Richters Johann Thonemann in Scherfede, hat nach Auskunft seines Enkels Johann Heinrich Thonemann in Scherfede, geboren am 31.07.1936 dort bis 1906 gewohnt; er hat nach dem Fortzug seinen Neubau an der Poststraße 16 in Scherfede bezogen. Die Familie Johann Thonemann, geboren am 31.07.1936, wohnt heute noch dort.