Dülmen – allgemeiner Überblick

Faksimiledruck von Matthaeus Merian aus dem Werk „Topographia Germaniae“. Die Dülmener Stadtansicht ist um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden.

Die Stadt Dülmen, durch die Autobahn A 43 von Münster nach Recklinghausen gut erschlossen, ist die größte Stadt im Landkreis Coesfeld. Die äußerst günstige Verkehrslage machte die Stadt zum Bindeglied zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Die alten Stadttürme sind die letzten Zeugen einer jahrhundertealten Geschichte, die zuletzt in der totalen Zerstörung am Kriegsende im März 1945 einen tiefen Einschnitt erfuhr.

Eine Kirchengemeinde bestand vermutlich schon im Todesjahr des heiligen Liudger, 809, des ersten Bischofs von Münster. Das Kirchdorf Dülmen erhielt 1311 die Stadtrechte durch Bischof Ludwig II.. Zu diesen Rechten gehörten außer der Selbstverwaltung auch die Markt- und Mauerrechte.

Im Jahr 1323 wurde die Pfarrkirche St. Viktor zu einer Stiftskirche erhoben. Das Stiftskapitel zählte zwölf Kanoniker unter der Leitung eines Dechanten.

Im Dreißigjährigen Krieg 1623 mußte Dülmen den kaiserlichen Truppen seine Tore öffnen. Die seit 1311 währende Stadtherrschaft fand damit ihr Ende. 1629 äscherte eine große Feuersbrunst nahezu ein Drittel der Stadt ein und beschädigte auch die Stadtmauern und Tore. Erst nach einer langen und harten Besatzungszeit 1651 räumten die Hessen endgültig die Ortschaft.

Während des Siebenjährigen Krieges verlor die Stadt den Befestigungsring; der französische Befehlshaber ließ den größten Teil der alten Stadtmauern niederlegen. Die heute noch erhaltenden Türme stammen aus der Zeit um 1500.

Bei der Eingliederung des Münsterlandes in das französische Kaiserreich 1811 löste Napoleon das Stiftskapitel an St. Viktor und das Augustinerinnenkloster Agnetenberg in Dülmen auf. Als neuer Landesherr überwies der preußische König Dülmen an den Kreis Coesfeld innerhalb der Provinz Westfalen.

Im Jahre 1878, als Bernhard Thonemann durch seine Heirat in Dülmen seßhaft wurde, hatte die Stadt ca. 5000 Einwohner; Bernhard starb 1926; in den 48 Jahren nahm die Stadt um 4266 Einwohner auf 9266 zu. Heute, 1994, hat Dülmen rund 43000 Einwohner.

Ihr historisches Gesicht konnte die Stadt durch die starken Kriegszerstörungen nicht erhalten; jedoch ein ungewöhnlich kraftvoller Wiederaufbau, der überkommene Strukturen und Werte durchaus mit modernen Erfordernissen harmonisch zu verbinden wußte, ließ die Stadt mit einem neuen äußeren Erscheinungsbild an alter Stelle wiedererstehen. Das Heimatbewusstsein, der Fleiß und die Zuverlässigkeit der Münsterländer waren beim Wiederaufbau der Garant für eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung.

Fürwahr, es gibt nicht mehr viele Regionen in unserem großen Deutschland, die sich noch durch ein deutliches Gefüge mit klaren Konturen auszeichnen, ein ungebrochenes Verhältnis zu ihrer Geschichte und Tradition besitzen, wo in den schmucken Dörfern und Kleinstädten uns Menschen mit gradlinigen und ehrlichem Charakter und tradierten Wertvorstellungen begegnen; eine Land mit grünen Weiden, eingestreuten Heideflächen, mit auflockernden Wallhecken, auch schattigen Wäldern, den viele starken, behäbigen, teils knorrigen Eichen, die die blumengeschmückten Bauernhäuser umgeben und vor allem die schönen viele Wasserburgen und nicht zuletzt die eine Spezies, die es in ganz Europa nicht mehr gibt: frei lebende Wildpferde im Merfelder Bruch; ein flaches und weites Land mit ganz eigenem Reiz, das Goethe schlicht „die Erhabenheit der Ebene“ nannte. Lebensqualität, wie sie viel Menschen so sehr schätzen.